Eine Woche im Theaterfieber

Wie aus einem Basteltag ein erlebnisreiches Theaterprojekt wurde? Das schildert Gudrun, die Leitung der Waldkinder Tegernheim, in diesem konkreten Flow-Beispiel.

Es war ein Montag oder Dienstag Ende Februar. Ich kam in den Bauwagen, in dem gerade drei Kinder Gespenster gebastelt hatten. Bunt angemalte und ausgeschnittene Papier-Gespenster. Durch die Augen konnte man durchgucken. Ich bestaunte sie und wir kamen im Gespräch darauf, dass man mit denen ja Theater spielen könnte. Der Funke der Begeisterung entzündete sich enorm. “Wir machen ein Theater!” Im Abschlusskreis erzählten sie allen anderen von ihrem Projekt. Danach fingen sie an, persönliche Einladungskarten zu malen: Voller Humor, Kreativität und Hingabe! Das Malen der Einladungskarten erstreckte sich über mehrere Tage, immer wieder steckten die drei ihre Köpfe zusammen, es waren bunte Farben zu sehen und viel Lachen zu hören. Und blitzende Augen. Wir fragten nur gelegentlich neugierig nach, was da so passiert, hielten uns sonst aber brav heraus.

Eines Morgens brachte ein Kind eine zu Hause gebastelte Burg mit und es entstanden noch eine Prinzessin und ein Ritter. 
Alle anderen warteten gespannt darauf, wann die Aufführung wohl stattfinden würde.
Und dann – am Freitagmorgen, noch vor unserem Begrüßungskreis, wurden Stühle aus dem Bauwagen geholt, ordentlich in Reihen aufgestellt, ein Tisch mit vereinten Kräften herangeschleppt, und dann hieß es: “Jetzt brauchen wir nur noch ein Seil und eine Decke!” An diesem Morgen bekam das Theater dann noch einen vierten Mitspieler, es wurde geprobt und die Spannung stieg.

Ein Highlight: Kinder, die mit ihren Einladungskarten in der Hand herumliefen und sich ruhig wartend auf die Zuschauerplätze setzten, noch bevor die Vorstellung losging. Da zeigte sich einmal mehr, wie viele Kinder die Woche über innerlich sehr am Theater beteiligt waren und sich vorfreuten, obgleich sie nicht sichtbar mitmachten. Als dann alles abgestimmt und der Vorhang aufgehängt war, wurde er mit Schwung heruntergerissen und die Vorstellung begann. Schauspielende und Zuschauende genossen die Aufführung sichtlich.

So viel freudige und stolze Gesichter, die ihren Eltern mittags von der Aufführung erzählten!

Besonders für die drei Initiatorinnen eine prägende Erfahrung – diese eine Woche im Theaterfieber! Das kann wirklich nicht jede*r von sich behaupten: Mit fünf oder sechs Jahren ganz eigenständig ein Theater von A bis Z vorbereitet und mit echtem Publikum gespielt zu haben!

Wir freuen uns mit euch!

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